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inubit BPM und Camunda BPM
im Vergleich

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Jedes Unternehmen setzt sich zur Messung seines Erfolgs unterschiedliche Ziele. Geschäftsprozesse tragen dazu bei, diese zu erreichen. Heutzutage werden diese Geschäftsprozesse stark von der IT unterstützt und im Bereich des Business Process Management (BPM) geplant, gesteuert und ausgewertet. Dafür wird der Prozess mit den Fachanwendern besprochen und in ein Modell überführt.

Nachfolgend werden die beiden Systeme inubit BPM und Camunda BPM zur Erstellung solcher BPMN-Modelle vorgestellt und auf ihre Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede untersucht.

MODELLIERUNG VON GESCHÄFTSPROZESSEN

Jedes BPMN-Modell enthält den logischen Ablauf der Tätigkeiten des Soll-Prozesses. Die Geschäftslogik dahinter wird implementiert und mit dem Modell verknüpft. Die technische Ausführung des Prozessmodells übernimmt im Hintergrund die Process Engine. Durch diese IT-Unterstützung lassen sich leicht Kennzahlen zur Auswertung ermitteln und so Schwachstellen identifizieren. Die Effizienz von Prozessen kann signifikant gesteigert werden, was sich positiv auf das Unternehmen auswirkt. 

DIE BPM-TOOLS IM VERGLEICH

Sowohl inubit BPM als auch Camunda BPM haben sich im Bereich des Business Process Managements etabliert. Die Architektur beider Systeme basiert auf Java. Sie unterscheiden sich jedoch in vielen Vorgehensweisen. Die Unterschiede zeigen sich bereits bei der Methodik der Implementierung.

-> inubit BPM

inubit BPM verfolgt die low-code Entwicklung. Dazu wird dem Entwickler oder auch Fachanwender ein Client bereitgestellt, über den die Prozessabläufe via drag’n’drop modelliert werden. Ausführbare Prozessmodelle werden als technische Workflows angelegt. inubit BPM stellt eine Vielzahl von Konnektoren für den Datenaustausch mit anderen Systemen bereit. Die Konfiguration der Module erfolgt über eine graphische Benutzeroberfläche. Bei der Arbeit mit dem Datenstrom werden XSLT und XPATH verwendet. Kleinere Anpassungen am Workflow lassen sich nach kurzer Einführung auch vom Fachanwender vornehmen

Zudem können weitere Modelle zur Dokumentation von betrieblichen Ressourcen erzeugt werden, z. B. Modelle zur Darstellung der Systemlandschaft oder ein Organigramm zur Abbildung der betrieblichen Abteilungen und Mitarbeiter. Über inubit BPM lassen sich darüber hinaus Prozessmodelle, die in anderen Formaten vorliegen, importieren. Unterstützte Formate sind ARIS 6/7 eEPK, Bonapart, BPEL oder XPDL. Der Export von Prozessmodellen erfolgt in das eigene XML-Format. Des Weiteren stehen graphische Formate für den Export zur Verfügung.

An dieser Stelle sei auch hervorgehoben, dass inubit BPM proprietär ist und nur mit einer Lizenz verwendet werden kann. Der Anwendersupport wird direkt vom Hersteller geleistet.

-> Camunda BPM

Das Framework Camunda BPM hingegen ist leichtgewichtig und lässt dem Entwickler Spielraum bei der Entwicklung. Zur Modellierung der Prozessabläufe wird das Standardformat Business Process Model Notation (BPMN) 2.0 verwendet. Camunda BPM stellt zu diesem Zweck den Camunda Modeler bereit. Prozessmodelle lassen sich zusätzlich als Grafik exportieren.

Zur Abbildung von Geschäftsregeln unterstützt das Framework darüber hinaus die Standardnotationen Decision Model and Notation (DMN) und Case Management Model and Notation (CMMN), beides Normen der IT-Institution Object Management Group. Die technische Implementierung kann vielfältig umgesetzt werden. Dazu wird die Art bereits im Prozessmodell und der Aktivität festgelegt. Die Geschäftslogik kann entweder per Java-Klasse, Ausdruck, delegiertem Ausdruck oder als externe Ressource vorliegen. Bei Camunda BPM wie bei inubit BPM können die Process Engines remote angesprochen werden. Darüber hinaus kann Camunda BPM jedoch auch unmittelbar in die Anwendung selbst integriert oder in einem Container verwaltet werden.

Camunda bietet zwei Nutzungsmodelle für ihr System an. Die Open-Source Community-Edition ist kostenlos. Zur Beantwortung möglicher Fragen stellt Camunda ein Forum bereit, in dem Interessierte sich austauschen können. Die kostenpflichtige Enterprise-Edition bietet zusätzlich Stabilitätspatches, Reporting und erweiterte Monitoringfunktionen sowie weitere Modellierungssoftware. Bei der Enterprise Edition besteht zudem die Möglichkeit für Support durch Camunda.

EIN BEISPIELPROZESS

Um die Unterschiede in den Modellen hervorzuheben, wird dies anhand eines Beispielprozesses kurz dargestellt. Der Prozess beginnt mit einer vorliegenden Bestellung im Format CSV. Der Empfänger benötigt diese Bestellung zur weiteren Bearbeitung aber in einem anderen Format. Daher wird das Format vom Besteller geändert, bevor die Bestellung an den Empfänger übertragen wird.

In inubit BPM stehen dem Anwender eine Palette von Modulen zur Verfügung. Die grünen Symbole stehen für System-Konnektoren; in diesem Beispiel handelt es sich um File-Konnektoren. Das gelbe Modul ist ein Format-Adapter und das magenta Modul stellt einen Daten-Konverter dar. Zur Inbetriebnahme dieses Workflows wird im ersten File-Konnektor das Quellverzeichnis angegeben und die Datei referenziert. Sobald eine Bestellung im Quellverzeichnis vorliegt, startet der Workflow. Im zweiten Modul wird dann das Format von CSV in XML transformiert. Der Daten-Konverter wandelt das vorliegende XML-Format in ein openTRANS-konformes-Format um. Im letzten File-Konnektor wird schließlich die Bestellung im richtigen Format im Dateisystem gespeichert.

Prozess inubit BPM

 

 

 

 

In Camunda BPM sehen im Vergleich dazu die Modelle kleiner aus. Eine Aktivität kann eine Referenz auf eine Java-Implementierung haben. Je nachdem, wie feingranular diese Implementierung entwickelt wird, sind die Modelle kleiner oder größer. Der beschriebene Prozess lässt sich in Camunda BPM z. B. wie folgt modellieren:

Das Message-Startereignis startet den Prozess, sobald eine Nachricht eintrifft. An dieser Stelle ist es die Bestellung. Die Service Task referenziert auf eine Java-Implementierung, die zunächst die Bestellung einliest und dann das Format ändert. Sobald die Bestellung im neuen Format exportiert wurde, endet der Prozess.Business Process Camunda BPM

Bei der Betrachtung der Modelle wird deutlich, dass die proprietären Modelle aus inubit BPM mehr Symbole benötigen, um einen Workflow abzubilden, als in Camunda BPM benötigt werden. In inubit BPM sind die Konnektoren jedoch bereits funktionstüchtig, in Camunda BPM muss die Funktion noch programmiert werden.

FAZIT UND EMPFEHLUNG

Beide Lösungen eignen sich dafür, Geschäftsprozesse zu automatisieren und zu steuern. Die Entscheidung, welches Framework eingesetzt wird, sollte auf Basis der Anforderungen der Anwendungsdomäne erfolgen. Sollen viele verschiedene Systeme angebunden werden oder ist eine feingranularere Übersicht im Prozessmodell gewünscht, so sollte der Einsatz von inubit BPM erwogen werden. Es bietet sich auch für den Fall an, in denen eine Domäne über keine Java-Entwickler verfügt, jedoch selbstständig Workflows bearbeiten möchte. Die Standardlizenz beinhaltet bereits viele Integrationsadapter und -konnektoren. Stehen qualifizierte Java-Entwickler zur Verfügung und werden keine vorgefertigten Konnektoren benötigt, so stellt Camunda BPM eine schlankere Lösung dar. Sie lässt dem Entwickler viel Freiheit in Bezug auf Eigenentwicklung.

Autorin: Sandra Rudkowski

Sandra hat ihre Praxisphase bei uns absolviert und ihre Bachelorarbeit im Rahmen eines unserer Kundenprojekte geschrieben. Die Ergebnisse hat sie in diesem Artikel kurz für uns zusammengefasst.