DIGITALISIERUNG VON BEHÖRDLICHEN ANTRAGSTELLUNGEN


Onlinedienst für mehrere Bundesländer der ELiA Kooperation

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// UNSER KUNDE 

ELiA Kooperation unter Federführung des Landes Schleswig-Holstein

Öffentlicher Sektor

// PROJEKT 

Weiterentwicklung von ELiA 2.8. (Desktop) zur Webanwendung ELiA 3.0

EfA-Projekt im Rahmen des OZG

// TECHNOLOGIEN

Java, Angular, Spring Boot, MongoDB

Agiles Projektmanagement mittels Scrum

Egal, ob Biogasanlage, Flughafen, Mülldeponie oder Windkraftanlage: Wer in Deutschland eine genehmigungspflichtige Anlage errichten oder ändern möchte, die den Bereich des Bundesimmissions­schutzes betrifft, muss dies in einem komplexen Vorgang beantragen. Diese Antragstellung durch Unternehmen oder Ingenieurbüros erfolgte bisher in vielen Bundesländern über die Desktopanwendung ELiA 2.8 – einen Java Swing Client, der bereits seit rund 10 Jahren erfolgreich eingesetzt wird. ELiA steht dabei für Elektronische immissions­schutzrechtliche Antragstellung. Die initiale Entwicklung sowie die nachfolgende Betreuung erfolgte durch OVSoftware.

Vor dem Hintergrund der Digitalstrategie des Bundes und des 2017 beschlossenen Onlinezugangsgesetzes (OZG) begannen 2021 die Planungen, den bestehenden ELiA Desktop-Client zu einem Onlinedienst weiterzuent­wickeln. Im OZG-Kontext wurde ELiA 3.0 schließlich als „EfA-Projekt“ im Bereich der immissionsrechtlichen Antragstellung aufgesetzt.

ELIA 3.0 - EIN PROJEKT IM UMFELD VON OZG UND EFA

Ein sehr anspruchsvolles Ziel, dessen Erreichung mittlerweile in die Verlängerung gegangen ist. Um eine Realisierung in absehbarer Zeit zu ermöglichen, wurden bereits zu Beginn die zahlreichen Leistungen im Bereich der öffentlichen Verwaltung zu 14 Themenfelder zusammen­gefasst.

Für den eigentlichen Zeitgewinn sollte jedoch das „EfA (Einer für Alle)“-Prinzip sorgen: Pro Themenfeld übernimmt jeweils ein Bundesressort und ein Bundesland die Feder­führung bei der Entwicklung fachspezifischer Onlinedienste, und das in Kooperation mit einem oder mehreren Bundesländern. Die Nachnutzung durch weitere Bundesländer ist vorgesehen.

Das “Gesetz zur Verbesserung des Onlinezugangs zu Verwaltungs­leistungen” (OZG) verpflichtet Bund und Länder, ihre Verwaltungs­leistungen bis Ende 2022 auch elektronisch anzubieten. Hierfür müssen 575 Verwaltungsleistungen auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene digitalisiert und zugleich eine IT-Infrastruktur geschaffen werden, die jeder Nutzerin und jedem Nutzer den Zugriff auf die Verwaltungs­leistungen mit nur wenigen Klicks ermöglicht.

BESONDERE ANFORDERUNGEN IM PROJEKT
Um die Möglichkeit einer Nachnutzung sicherzustellen, sind bei der zentralen Entwicklung bestimmte EfA-Mindestanforderungen verbindlich einzuhalten. Sie beinhalten Kriterien wie Oberflächen­gestaltung und Design, Fachlogik oder die rechtliche Nach­nutzungsmöglichkeit. Insgesamt gibt es eine ganze Reihe von technischen und organisatorischen Anforderungen in diesem Projekt, die im privatwirt­schaftlichen Bereich in dieser Ausprägung häufig so nicht vorhanden sind, wie
  • Barrierefreiheit 
  • Betrieb in einem Rechenzentrum, das in die IT-Infrastruktur des Bundes integriert ist 
  • Datenschutzniveau: hoch
  • BSI konformes Sicherheitsniveau 
  • Zugang mittels Zweifaktor­authentifizierung über das ELSTER-Login
BETEILIGTE

ELiA war und ist ein Kooperationsprojekt der Länder Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachen, Sachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen, der sogenannten ELiA Kooperation. Es wurde gemeinsam mit Vertretern von Industrie und Verbänden entwickelt und wird ständig aktualisiert. Die Federführung in diesem Projekt liegt beim Land Schleswig-Holstein, fachlich begleitet durch die ELiA Kooperation.

Die 9 Mitglieder der ELiA Kooperation haben ELiA 2.8 bereits produktiv im Einsatz. Weitere 6 Bundesländer gelten als assoziierte Mitglieder, die sich beteiligen möchten und eine Nachnutzung planen.

DAS PROJEKT IN ZAHLEN

Was es heißt, die Genehmigung und Zulassung einer Anlage nach dem Bundesimmissions­schutzgesetz zu beantragen, werden die wenigsten von uns wissen. Konkret bedeutet das:

17 Formularkapitel mit bis zu 3 Unterebenen und über 1000 Formularfeldern

ca. 150 Formulare mit zahlreichen Anhängen

Datenmengen pro Antrag von bis zu mehreren Gigabytes

Dauer der Antragstellung – bis zu 2 Jahren

Diese OZG-Anwendung dürfte zu den komplexesten Onlineverfahren des Bundes gehören. All das galt es im Rahmen dieser Anwendung in Form von Softwarecode abzubilden. Ein Riesenpaket – auch für das OVSoftware ELiA Team, bestehend aus 2 Projekt­leitern sowie bis zu 8 Entwicklern und 5 Testern.

Bis kurz vor Produktivstellung wurden so bereits an 2.500 Entwicklertagen rund 80.000 Zeilen Quellcode geschrieben und mehr als 50 OpenSource Bibliotheken und Frameworks für die Entwicklung genutzt.

DIE VORTEILE FÜR DEN ANTRAGSTELLER

Für die Anwender bringt die Weiterentwicklung der bestehenden Softwarelösung zur Webanwendung ELiA 3.0 zahlreiche Vorteile mit sich. Durch die Realisierung im Web ist eine Nutzung nun nicht mehr an die lokalen Ressourcen oder das Betriebssystem des Antragstellers gebunden. Physische Besuche bei den Behörden entfallen. Die Bereitstellung der unter Umständen mehrere Aktenordner umfassenden Papierberge mit Antragsunterlagen erübrigt sich. User Updates sind nicht mehr notwendig. Gesetzesänderungen können schneller dargestellt werden.

Auch wurden verschiedene Komfortfunktionen realisiert. Unter anderem werden Daten bei der Eingabe nicht nur automatisch in andere Formulare übernommen, sondern dem Nutzer auch besser erläutert. Da Anträge z. T. öffentlich ausgelegt werden müssen, können nun auch Dokumente erstellt werden, bei denen ausgewählte Felder mit sensiblen Unternehmensdaten geschwärzt werden, was zuvor manuell unkenntlich gemacht werden musste.

QUALITÄT DURCH QUALIFIZIERTES TESTING
Qualitätssicherung durch umfangreiches Software-Testing ist ein wesentlicher Bestandteil eines jeden Software­projekts. Für eine so große und fachliche komplexe Anwendung wie ELiA gilt dies umso mehr. Daher haben wir ein Team von 5 erfahrenen Testern und Entwicklern für diese Aufgabe zusammengestellt. Nach Erstellung der Testfallbeschreibungen werden diese technisch so umgesetzt, dass die eigentliche Durchführung der Tests automatisiert erfolgen kann. Bisher wurden bereits über 250 fachliche End-2-End Testfälle skizziert und vom Testing Team entsprechend durchgeführt. End-2-End Tests überprüfen den gesamten Systemfluss in einer Anwendung aus der Perspektive des Endnutzers. Darüber hinaus führte das ELiA Testing Team mehr als 1500 Unit Tests durch.
TECHNOLOGIEN UND PROJEKTMANAGEMENT

Bei ELiA 3.0 handelt es sich um eine Java-Anwendung. Das Frontend wurde mit Angular entwickelt. Für das Backend kam Spring Boot zum Einsatz. Die Datenspeicherung erfolgt in einer Mongo Datenbank.

In einer ersten Phase des Projekts wurden prototypisch einige Oberflächen entwickelt, um z.B. Lösungen für die Barrierefreiheit oder komplexe Fachlichkeit aufzuzeigen. In der anschließenden Entwicklung eines MVP folgte die Realisierung einer Teilleistung. Hier fiel die Wahl auf die relativ einfache und stringente Beantragung einer Anlagenerweiterung. Im ersten Halbjahr 2023 wurden dann sämtliche Formular­kapitel umgesetzt. Aktuell werden weitere Komfort­funktionen integriert, die den Anwender bei der Antrags­erstellung führen und unterstützen.

ELiA 3.0 wird intern – mit allen definierten Artefakten und Meetings – nach Scrum umgesetzt, und das bei einem Entwicklerteam von bis zu 15 Teammitgliedern, zusammen mit einem Product Owner und einem Scrum Master.

AUSBLICK

Der Onlinedienst steht den Ländern zur Nachnutzung bereit, die Planung der ELiA-Kooperationsländer sieht eine produktive Anbindung im Laufe des Jahres 2024 vor. Langfristig werden weitere Features integriert, die den Anwender noch stärker bei der Stellung dieser komplexen Anträge im Bereich des Bundesimmissionsschutzes unterstützen.

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